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a due

für zwei Saxophone

1. Maqam (Sopran- und Altsaxophon)
2. Der Mond (Alt- und Tenorsaxophon)
3. Tarantella (Tenor- und Baritonsaxophon)
4. Hoquetus (Sopran- und Baritonsaxophon)

A Due ist für zwei Saxophone komponiert, die nach einem einfachen Muster in vier Stücken alle vier möglichen Kombinationen der vier Instrumente durchspielen (Erstes Saxophon: Sopran in 1 und 4, Tenor in 2 und 3 / Zweites Saxophon: Alt in 1 und 2, Bariton in 3 und 4).

Alle vier Stücke beziehen sich auf unterschiedliche Arten "fremder" Musik. Ich finde es interessant, Fremdartiges zum Ausgangspunkt für mein Komponieren zu verwenden und mich so lange damit zu beschäftigen, bis etwas Eigenes daraus wird. In gewisser Weise habe ich mich in das vormals Fremde nach und nach  "eingelebt" und einen eigenen musikalischen Tonfall daraus entwickelt. 

Maqam

Seit zwei Reisen nach Syrien und Jordanien (2011 und 2013) beschäftige ich mich immer wieder mit Elementen arabischer Musik (in Al Fresco für Cello, Bossa Nova Arabica für Orchester usw.). In arabischer Musik gibt es einen charakteristischen 3/4-Tonschritt, der für westliche Ohren sehr exotisch klingt und auch in Maqam verwendet wird. Außerdem fasziniert mich das "Beinahe-Unisono", das charakteristisch für traditionelle arabische Musik ist: sehr stilisiert, aber doch deutlich prägt es einige Teile dieses Stücks. Maqam bezeichnet in der arabischen Musiktheorie eine Art Tonleiter mit spezifischer melodischer Qualität.

Der Mond

Das alte Volkslied "Der Mond ist aufgegangen" wird so behandelt, dass die Melodie immer länger wird und sich anschließend wieder abbaut, also wie bei Mondphasen "zunimmt" und wieder "abnimmt". Das passiert auf zwei Ebenen: einerseits was die Länge der einzelnen Phrasen betrifft, andererseits in Bezug auf ihren Ambitus. Die engen Viertelton-Schritte, die in diesem Satz vorkommen, sind also "gestauchte" Halbtonschritte der ursprünglichen Volkslied-Melodie. Wie hinter Wolkenfetzen schimmert sie unterschiedlich deutlich durch.

Tarantella

In diesem Satz werden aus Klappengeräuschen auf den beiden größten Saxophon-Instrumenten mit der größten Resonanz (Tenor und Bariton) Bewegungsmuster entwickelt, die sich überlappen und gegenseitig weiter anregen. Dabei werden traditionelle Rhythmus-Modelle der süditalienischen Tarantella verwendet. Vor allem aber handelt es sich um ein haptisches Stück: die Bewegungsmuster der 20 Finger, die spinnenartig über die Klappen krabbeln, erinnern mich an Taranteln.

Hoquetus

Der Begriff Hoquetus hat im Mittelalter eine besondere Form zweistimmigen Musizierens bezeichnet, bei der man abwechselnd singt und pausiert, sozusagen gegengleich ineinander verzahnt. Wörtlich bedeutet der Begriff "Schluckauf", was das rhythmisch Abgehackte dieser Musizierform gut auf den Punkt bringt. 

Dieser Satz ist ein ironisches Selbstportrait: in meinem Theorie-Unterricht an den Musikuniversitäten in Wien und Linz spielen unterschiedliche Skalen eine wichtige Rolle. In Hoquetus wollte ich gerne versuchen, sie unaufdringlich in einem Stück neuer Musik einzubauen und "durchzudeklinieren". Alle paar Takte ändert sich somit das Tonmaterial, die unterschiedlichsten Kirchentonarten werden verwendet, später auch die Ganzton-Skala, die Blues-Skala sowie eine Balkan-Tonart. 

Severin und Stefan Neubauer haben von den Stücken 1,2 und 4 eine Version für Klarinette und Altsaxophon erstellt, die sie beim Label gramola auf CD aufgenommen haben.

Alle Aufführungen von a due

  • 10.03.2022 Kulturbahnhof Altenmarkt-Thenneberg , Severin & Stefan Neubauer (Sax, Cl)
  • 05.11.2021 Alte Schmiede Wien , Severin und Stefan Neubauer (sax, cl)
  • 19.02.2020 Alte Schmiede Wien, Mobilis Saxophonquartett
  • 24.01.2018 MDW Wien, Viola Jank, Lukas Seifried (Sax)
  • 26.06.2017 Musikschule Leopoldstadt Wien, Fabian Limani, Rupert Stelzer (Sax)